Als kleiner Junge habe ich mir natürlich wenig Gedanken darum gemacht, was es bedeutet ein Mann (oder eben ein Junge) zu sein – es war einfach so. In Kindergarten und Grundschule hat das gut funktioniert, erst in der weiterführenden Schule kamen dann mit der herannahenden Pubertät erste Fragen und Zweifel auf.
In der reinen Jungenklasse, in der ich damals war, wurden dann irgendwann Definitionen auf den Tisch gebracht, die mich eher verunsicherten als Orientierung zu bieten: was (und damit auch wer) ein „richtiger Kerl“ war, schien schnell klar. Ich gehörte nicht dazu, war ich doch eher ruhig, mochte lieber lesen oder mit anderen gute Gespräche führen als Fußball zu spielen, war dementsprechend nicht so gut in Sport, hatte keine ständig wechselnden Freundinnen, fand rauchen eklig statt cool und sah auch keinen großen Sinn darin, so viel Bier zu trinken, bis ich kotzen musste.
Dieses Selbstbild und die damit verbundenen Zweifel, ob ich ein „richtiger Mann“ wäre prägten mich bis weit ins Erwachsenenalter und bestimmten mein Selbstbild maßgeblich mit. Tief in mir drin gab es immer diese leichte Unsicherheit und Scham, dieses ganz klammheimliche Gefühl, nicht okay zu sein, so wie ich bin und damit auch (insbesondere von anderen Männern) nicht wirklich als Mann akzeptiert zu werden.
Mein beruflicher Weg führte mich zu Themen wie Psychologie, Coaching und der Auseinandersetzung mit mir selbst und so reifte irgendwann auch die Idee (und der starke Wunsch) mal in einem geschützten Rahmen in einem Workshop zusammen mit anderen Männern der Frage nachzugehen, was denn eigentlich „Mann sein“ bedeutet und wie es gelebt werden kann, wen man gleichzeitig modern und reflektiert ist und von zeitgemäßen Wertvorstellungen geprägt.
Das, was ich da auf dem Markt an „Männerworkshops“ fand, erlebte ich als wenig überzeugend, ging es doch fast immer entweder darum, den „inneren Krieger“ zu wecken und ihn (gerne auch mittels archaischem Brüllen, Kriegstänzen, kämpfen oder sonstigen Selbstüberwindungs-Ritualen) zu„initiieren“ oder alternativ gerne auch „unwiderstehlich“ auf Frauen zu wirken und zu lernen, wie „Mann“ garantiert jede Frau um den Finger wickelt.
Nach längerer erfolgloser Suche entschied ich mich, selbst den Workshop zu organisieren, den ich mir wünschte, sprach in meinem Umfeld Männer an, mit denen ich mir einen guten, konstruktiven Austausch über diese Fragen und ein voneinander lernen vorstellen konnte und so fand schließlich an einem verlängerten Wochenende in der Eifel der erste „Dein Weg als Mann“-Workshop statt.
Wir tauschten uns mit zwölf Männern zwischen 28 und 55 in einer unglaublich wertschätzenden und vertrauensvollen Atmosphäre und großer Offenheit aus über die Erfahrungen mit unseren Vätern und anderen prägenden Männer in unserem Leben, über unser Verständnis davon, was „männlich“ ist, über unser Beziehungen, die damit verbundenen Herausforderungen und über alternative Beziehungsmodelle, über Sexualität, über Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse und unseren Umgang damit, über das Selbst-Vater-sein und über die Belastung, im Job, als Partner und ggf. auch noch als Vater immer „funktionieren“ und Verantwortung tragen zu müssen und dabei selbst oftmals auf der Strecke zu bleiben.
Da wurde diskutiert und aufmerksam zugehört (z.T. bis tief in die Nacht), zusammen gekocht und gegessen, Sport gemacht, gespielt und gelacht, aber auch geweint, sich viel von der Seele geredet und sich ehrlich umarmt.
Eine wahnsinnig prägende und tolle Erfahrung für jeden Einzelnen von uns, die uns fest zusammen geschweißt hat und die keiner von uns mehr missen möchte. Bis heute sind wir alle miteinander befreundet und einige Männer haben sogar gemeinsame Projekte gestartet.
Das war der Startschuss zu diesem Thema und von da an wusste ich: Das wird mein Weg. Diese Möglichkeit möchte ich auch anderen Männern ermöglichen. Dieser Workshop war gleichsam die Geburtsstunde von DEIN WEG ALS MANN.
